Ebenhausen. Wer nicht da war, hatte was verpasst. Der Fußballer-Stammtisch des TSV Ebenhausen im Rahmen des Waldfestes hielt jedenfalls das, was sich die Macher versprochen hatten. Und das lag an
den prominenten Gästen, die kein Blatt vor dem Mund nahmen.
Der Einladung nach Ebenhausen gefolgt waren Trainer und Ex-Profi Werner Dreßel, zur Zeit Sportdirektor in Königsberg, Thomas Lutz (Spielertrainer FC Fuchsstadt), BFV-Bezirks-Spielleiter Christof
Hille sowie die Medienvertreter Michael Horling (Kickticker.de) und Peter Balthasar, der als Freier Journalist vornehmlich für die Saale-Zeitung den lokalen Fußball unter die Lupe nimmt.
Mit gewollt provokanten Thesen hatte Moderator Jürgen Schmitt den Meinungsaustausch angeschoben. Die Zuhörer fanden sichtlich Gefallen daran, dass sich die Diskutanten mit Feuereifer ins
Wortgefecht stürzten. „Man wird es halt nie allen Recht machen", bilanzierte später Christof Hille, der sich als Vertreter des Bayerischen Fußballverbandes so manche Kritik gefallen lassen musste,
aber auch den Standpunkt des Verbandes klar begründete. Eines von vielen heißen Eisen war – natürlich – das neue „Rückwechseln", das auch bei Werner Dreßel und Thomas Lutz auf Kritik stieß. Eine
Regelung, die die Vereine erst kurz vor Saisonstart erfuhren und die den Spielfluss doch mitunter sehr unterbindet. Richtlinien, die im Jugendfußball definitiv ihren Sinn und Berechtigung haben,
ließen sich nicht gleichwertig auf den Erwachensen-Fußball projezieren, so die Beurteilung der erfahrenen Übungsleiter.
Im Fokus der Unterhaltung mit Tiefe stand auch die Nachwuchsförderung. Und da waren sich alle einig, dass in den Vereinen (noch) zu wenig Mittel in den Jugendfußball gesteckt werden – was auch die
Ausbildung der Trainer betrifft. Höherklassiger Fußball ist schön, ohne Sponsorengelder aber nicht möglich. Weswegen die Prominenz am Tisch auch nicht daran glauben mochte, dass es zumindest
mittelfristig Konkurrenz für die lokalen Aushängeschilder FC Schweinfurt 05 und TSV Großbardorf geben werde. Mit dem eigenen Verein das Bestmögliche zu erreichen, kann hier aber eine weitaus
sinnvollere Vision darstellen, als sich mit gefährlichem finanziellen Aufwand den Erfolg im wahrsten Sinne des Wortes zu kaufen. Die Veranstaltung gewann zusätzlich an Reiz durch Wortmeldungen aus
dem Publikum, sodass diese Premiere über die volle Spielzeit von 90 Minuten nachhaltigen Eindruck bei allen Beteiligten hinterließ. Nur das Phrasen-Schwein war etwas traurig – weil sich die
Protagonisten eben nicht mit platten Wortspielen herausredeten, sondern fundiert Rede und Antwort standen. Eine Fortsetzung des Fußballer-Stammtisches? Warum nicht!
Es war also ein wunderbarer Auftakt des TSV-Waldfestes, das ungeachtet des folgenden Wolkenbruchs viele Zuschauer ans Sportgelände des Vereins lockte, der in 2010 sein 90-jähriges Bestehen feiert.
Über den Tag war allerhand geboten mit einem Dart-Turnier, den Auftritten der beiden Ebenhäuser Fußball-Mannschaften sowie dem musikalischen Gruß, den am Abend das Duo Charisma entbot. Mit dem
AH-Großgemeindeturnier, das die Lokalmatadoren auf dem zweiten Platz punktgleich mit Turniersieger FC Eltingshausen beendeten, und dem Auftritt der Ebenhäuser Blaskapelle endete am Montag die
traditionsreiche Festivität. js
Washadimamada? Namnere!: Ethnologie in satirischer Reinkultur - das bringt nur Michl Müller fertig. Der bewies bei seinem umjubelten Auftritt beim TSV Ebenhausen nämlich, dass der Franke tatsächlich afrikanische Wurzeln hat. Und weil dem so ist, gab es vom "Dreggsagg" obendrein den einzig wahren offiziellen WM-Song zur anstehenden Weltmeisterschaft in Südafrika. Nicht nur bei diesem musikalischen Leckerbissen tobte die Halle. Es war schon ein Stück weit Global-Anarchie, was ein Michl Müller in Hochform dem Auditorium vorsetzte. Das Publikum in der ausverkauften "Aussegnungshalle" reagierte beglückt. Wer hätte vor der Veranstaltung denn geahnt, dass er in den Live-Genuss einer Barack-Obama-Ansprache kommen würde? Oder etwas lernen könnte über die Hoffnungslosigkeit eines Taliban-Aussteiger-Programmes, dem Beziehungsgeflecht zwischen dem Klerus und Staub spuckenden isländischen Vulkanen oder irrwitzigen Randerscheinungen der aktuellen Griechenland-Krise? Längst ist der Garitzer Kabarettist auch als Mann von Welt salonfähig, basierend freilich auf festen fränkischen Wurzeln. "Dat Uschi" dürfte gestaunt haben über Wahlen zur Kesselfleisch-Königin, Muttertags-Ritualen, dem Auftritt von Horst Seehofer als Wetterfahne oder über Stock-Enten im Wald. Alles gewürzt mit Gedichten zum Brüllen, Liebesliedern aus Styropor und Weisheiten eines modernen Philosophen, dem Ebenhausen an diesem Abend zu Füßen lag.
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